Verdis Opernmuse 

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Die Prager Anfänge von Teresa Stolz, einer brillanten Opernsängerin und Freundin von Giuseppe Verdi.

Teresa Stolz v roli aidy, kresba: Josef Mukařovský, 1886

Ihr Grabstein in Mailand trägt die Inschrift „nata in Bohemia“, was so viel bedeutet wie „in Böhmen geboren“. An der Seite des berühmten Komponisten und engen Freundes Giuseppe Verdi ging sie in die europäische Musikgeschichte ein. Auf der Bühne der weltberühmten Mailänder Scala sang sie unter anderem die Titelrolle in der europäischen Erstaufführung von Aida, für die Verdi sogar selbst den Schmuck entwarf, den sie trug. Doch die einzigartige Sopranistin mit der metallisch klingenden Stimme entdeckte ihr Talent in Prag und begann es hier zu entwickeln. Die Rede ist von Teresa Stolz, die neben der „göttlichen“ Emmy Destinn zu den bedeutendsten Opernsängerinnen des 19. Jahrhunderts zählt.

Sie erblickte 1834 in Kostelec nad Labem, einer von Prag etwa 20 km entfernten Stadt in Mittelböhmen, das Licht der Welt. Bis dahin konnte sich die Stadt in punkto musikalischer Tradition nur der „Erfindung“ des bis heute beliebten Polka-Tanzes rühmen, der sich nach und nach in der ganzen Welt verbreitete. Einhundert Jahre später schrieb Jaromír Vejvoda auch seine berühmteste Komposition zu ihrem Rhythmus – seine Polka Škoda lásky (Schade um die Liebe), die allerdings mit dem Text Here Comes the Navy im Zweiten Weltkrieg zur inoffiziellen Hymne der US-Marine wurde. Trotz dieses bemerkenswerten örtlichen Zufalls war Teresa Stolz jedoch weder von der Volksmusik noch von der Tanzmusik begeistert. Ihre Bestimmung sollte die Oper sein.

Ihr Vater war Metzger, aber auch Amateurmusiker, und viele von Teresas Geschwistern waren ebenfalls musikbegeistert. Im Alter von fünfzehn Jahren trat sie in das Prager Konservatorium ein. Es wurde 1808 gegründet und war das erste Konservatorium in Mitteleuropa, das sich noch heute am Moldauufer in der Nähe des Konzertsaals und der Galerie des Rudolfinums befindet. Teresa studierte hier Klavier und, wie ihre beiden älteren Schwestern Františka und Ludmila, auch Gesang. Nach anfänglichen Misserfolgen, unter anderem wurde sie mangels Begabung vom Konservatorium verwiesen, schrieb sich die hartnäckige Teresa an einer Privatschule ein, wo sie neben Gesang auch Schauspiel studierte, was sich später als glückliche Entscheidung erwies. Ihren ersten öffentlichen Auftritt in Prag hatte sie im November 1855, als sie im Žofín eine Arie aus Richard Wagners Oper Rienzi sang. Die Kritiker lehnten sie jedoch rundheraus ab, und die niedergeschlagene Teresa zog es vor, weitere Auftritte im Ständetheater, die bereits vereinbart waren, abzulehnen.

Doch große Träume bringen kleine Kritiker nicht zum Schweigen, und so verließ Teresa Stolz Ende 1855 die etwas provinziellen Prager Verhältnisse, die mehr Wert auf leidenschaftliche patriotische Liedchen als auf italienische, deutsche oder französische Opern legten und ging nach Triest. Hier studierte sie Gesang bei dem italienischen Dirigenten Angelo Mariani, der die Gelegenheit, sie zu unterrichten, als eine so große Ehre ansah, dass er ein Honorar ablehnte. Bereits ein Jahr später trat Stolz am Teatro Grande in Triest auf, von wo aus sie ihren Siegeszug durch Europa und andere Kontinente antrat. Schon damals konnte sie ihre Opernrollen mit einer nie dagewesenen Authentizität darstellen, wofür sie von Komponisten, Kritikern und vor allem vom Publikum in den höchsten Tönen gelobt wurde. Inmitten der unbeholfenen Gesten voller unglaubwürdigem Pathos, die es damals in der Oper gab, war ihr professionelles Schauspiel wie lebendiges Wasser.

Nach ihrem Auftritt an der Mailänder Scala im Jahr 1864, wo sie die Titelrolle der Jeanne d’Arc in einer frühen Oper von Giuseppe Verdi spielte, wurde sie endgültig zum Weltstar der Oper. Das Publikum brachte das Haus fast zum Einsturz, und die Seiten der italienischen Zeitungen waren voll mit begeisterten Kritiken. Die Begegnung mit Verdi erwies sich als schicksalhaft für ihr Leben – sie schloss später eine lebenslange Freundschaft mit dem ruhmreichen italienischen Komponisten, und er schrieb ihre berühmtesten Rollen für sie.

Die wichtigste Rolle, die für immer mit ihrem Namen verbunden sein wird, ist zweifelsohne die äthiopische Sklavin Aida, die Hauptfigur von Verdis gleichnamiger Oper. Sie wurde anlässlich der Eröffnung des Suezkanals geschrieben. Die Beziehung zwischen Verdi und der Sängerin war jedoch wahrscheinlich nicht nur eine Freundschaft; sie hatte ständig ein eigenes Zimmer in Sant’Agata, wo der Komponist lebte… und seine Frau warf Verdi vor, er sei Stolz mehr zugetan als ihr (die beiden Frauen wurden später allerdings Freundinnen). Es wurde aber nie bewiesen, dass sie ein Liebespaar waren.

Ihr letzter Besuch in Prag war 1886, als das Nationaltheater – vor allem dank ihr – vorzugsweise Verdis Othello aufführte. Unsere erste Bühne veranstaltete ihr zu Ehren eine Sondervorstellung von Aida. Nach Jahren traf Stolz ihre tschechischen Freunde und Familienmitglieder. Bis an ihr Lebensende blieb sie mit Giuseppe Verdi befreundet, der ihren Ruhm mitbegründete. Und so wie die äthiopische Sklavin Aida ihre letzten Momente mit dem Mann teilte, den sie auf die eine oder andere Weise liebte, so stand auch sie am Sterbebett von Verdi. Sie selbst starb ein Jahr später in Mailand, wo sie auch begraben ist.

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