Diese Route wird teilweise zu Fuß und teilweise mit der Straßenbahn absolviert: Mucha-Villa — Schule U Studánky — Messepalast — Postmuseum Mucha-Villa Beginnen Sie Ihren Spaziergang in Bubeneč bei der sogenannten Mucha-Villa, die sich unter der Adresse V Tišině 4 befindet. Das Projekt der Villa im neoklassizistischen Stil gab Alfons Mucha beim Architekten Bohumil Hybšman in Auftrag, gebaut wurde sie zwischen 1925 und 1928. Es handelt sich um ein zweistöckiges Gebäude, wobei das Erdgeschoss und das erste Stockwerk zum Wohnen dienten und Mucha im zweiten Stock sein Atelier hatte. Kurz nach der Besetzung und dem Tod von Alfons Mucha zog ein Offizier der Wehrmacht in die Villa ein, der maßgeblich dazu beitrug, dass die Witwe von Alfons Mucha, Marie Muchová, weiterhin im Haus wohnen konnte und die Sammlung von Muchas Werken erhalten blieb. Nach Kriegsende zog auch der Sohn Jiří mit seiner Familie hierher. Im Jahr 1950 wurde die Villa jedoch verstaatlicht und ihre Bewohner zwangsweise ausgewiesen. Nach 1990 wurde sie der Familie zurückgegeben, an die ghanaische Botschaft vermietet und 2015 von Jarmila Mucha Plocková an den Finanzier Pavel Hubáček verkauft. Die Villa wurde umfassend renoviert. Grund- und Mittelschule U Studánky Nach einer kurzen Fahrt mit der Straßenbahn von Hradčanská zur Station Kamenická halten Sie an einem weiteren Gebäude, das untrennbar mit dem Leben und Werk von Alfons Mucha verbunden ist. Die heutige Fakultätsgrundschule der Pädagogischen Fakultät der Karlsuniversität und der Kindergarten U Studánky unter der Adresse Umělecká 8 wurden an der Stelle errichtet, an der sich einst ein Brunnen befand, aus dem der nahegelegene Meierhof mit Wasser versorgt wurde, daher der poetische Name U Studánky (Am Brunnen). Der Bau erfolgte in den Jahren 1901—1902 im Neorenaissance-Stil nach einem Entwurf des Stadtingenieurs J. Zlatník. Die Volks- und Bürgerschule war in einen Mädchen- (Nordteil) und einen Jungenbereich (Südteil) unterteilt. Quelle: zsumelecka.cz In den Räumen der ehemaligen Schulkapelle wurden ab 1926 die Leinwände des Slawischen Epos aufbewahrt. „Zur vorläufigen Aufbewahrung der Bilder des Slawischen Epos von Meister Mucha wurde die ehemalige Predigtaula im II. Stock der Schule ‚U Studánky‘ in Prag VII. bestimmt“, (Quelle: Mucha Foundation, zit. Stadtrat, 15. Sitzung, vom 16. April 1926, IN: Anzeiger der Hauptstadt Prag 19. April 1926). „…jetzt habe ich hier schon ein Atelier von der Gemeinde ausgehandelt, das ich gerade einrichte. Dort werde ich an der Fertigstellung und Ergänzung jedes einzelnen Bildes arbeiten. Es mussten also alle 20 Leinwände hineinpassen und so platziert werden, dass ich zu jedem Zugang hatte. Dies wird durch eine Schienenaufhängung und an Rollen und durch Verschieben erreicht.“ (Quelle: Mucha Foundation, zit. Alfons Mucha, Prag Brief an seinen Schwager Jan Remunda, Rosice, 13. Mai 1926). In dieser Schule U Studánky vollendete Mucha 1928 sein großartiges Werk. Messepalast Von der Schule begeben Sie sich diesmal zu Fuß entlang der Umělecká-Straße bis zur Veletržní-Straße. Dort biegen Sie ab und gehen zum imposanten Gebäude des Messepalastes. Der Messepalast war zu seiner Zeit das größte Gebäude seiner Art weltweit und in Prag das erste Bauwerk im neuen Stil — dem Funktionalismus. In der Ersten Republik diente der Palast vor allem für Messen und Ausstellungen. Für Alfons Mucha hatte der Messepalast jedoch eine andere tiefe Bedeutung: in der Großen Halle wurde der Prager Öffentlichkeit erstmals der komplette Zyklus des Slawischen Epos präsentiert, d. h. alle 20 Gemälde; und zwar im Herbst 1928 anlässlich der Feierlichkeiten zum zehnjährigen Bestehen des tschechoslowakischen Staates. Die Ausstellung des Slawischen Epos war groß angelegt, dazu wurde die Große Halle in einen herbstlichen Garten verwandelt und um die Bilder herum entstanden Sandwege. Alfons Mucha, Eid der Jugend unter der slawischen Linde | Quelle: www.mucha-epopej.cz Seinem ursprünglichen Zweck diente der Palast bis 1949, mit einer Unterbrechung während der Besatzung, als sich in seiner Nähe ein Sammelplatz für Juden vor der Deportation in Konzentrationslager befand. Ab 1951 diente der Palast als Verwaltungsgebäude für mehrere Außenhandelsunternehmen bis zum verhängnisvollen 14. August 1974, als der Palast vollständig ausbrannte. Seit 1995 ist hier die Nationalgalerie Prag untergebracht, die in ihren Sammlungen unter anderem das Porträt von Josepfine Cran-Bradley als Slavia, das Ölgemälde Tschechisches Herz und zahlreiche Plakatentwürfe von Mucha besitzt. Postmuseum Um zur nächsten Station der Route zu gelangen, nehmen Sie die Straßenbahnlinie 6 bis zur Haltestelle Dlouhá třída — Ihr Ziel ist nämlich das Postmuseum. Alfons Mucha wurde nicht nur durch seine Plakate für Sarah Bernhardt oder das Slawische Epos berühmt, sondern ist auch als Schöpfer der ersten tschechoslowakischen Briefmarken bekannt. Diese können Sie sich im Postmuseum ansehen, das kurz nach der Gründung der Tschechoslowakei am 18. Dezember 1918 eröffnet wurde. Die Denkwürdigkeiten aus der Geschichte des Postwesens sollten die Eigenständigkeit der tschechischen und slowakischen Nation belegen. Am selben Tag wurde auch die erste tschechoslowakische Briefmarke nach einem Entwurf von Alfons Mucha mit einem Hradschin-Motiv herausgegeben. Die neu gegründete Postverwaltung ersuchte Mucha am 30. Oktober um einen Entwurf, wobei der Entwurf für die Freimarken, auf die der Staat den größten Wert legte, innerhalb von 24 Stunden fertiggestellt werden musste. „Eines Tages nach einem Besuch in Prag ging er nicht in seine große Werkstatt, sondern setzte sich an das Fenster in der Bibliothek, wo er irgendwelche Kompositionen skizzierte, und auf einer von ihnen sah ich im Hintergrund die Umrisse der Prager Burg. Auf meine Frage, was er mache, sagte er mir: „Das sind neue Aufkleber für die Matica und ich muss mich beeilen, sie werden sofort in der Union gedruckt.“ Ich bemerkte, dass er freudig erregt war, fragte aber nicht weiter. Ich war nicht überrascht, denn er zeichnete so oft Aufkleber und Plakate für unsere nationalen Vereine. Erst als die ersten Druckproben kamen, erfuhr ich, dass es unsere ersten tschechoslowakischen Briefmarken waren, die noch unter den schützenden Fittichen des österreichischen Adlers gezeichnet wurden, der bis dahin über den k.k. Postämtern schwebte, und bald durch unseren tschechischen Löwen ersetzt werden sollte.“ (Quelle Mucha Foundation). Quelle: www.postovnimuzeum.cz Routenplan Mucha-Villa (V Tišině 4) Schule U Studánky (Umělecká 8) Messepalast (Dukelských hrdinů 47) Postmuseum (Nové mlýny 2)