Schloss Libeň

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Libeňský zámek

Im Herzen von Libeň, eingebettet in einen gepflegten Park am Rande weitläufiger Gärten, steht das charmante Rokokoschloss Libeň. Das Bezirksamt von Prag 8, das hier seinen Sitz hat, nutzt einige der Räumlichkeiten des Schlosses für gelegentliche Ausstellungen und andere kulturelle Veranstaltungen.

Geschichte

Die zentrale Anlage des alten Libeň ist das Schloss, zu dem ein Hof und ein Park gehören. An seiner Stelle stand einst eine gotische Festung, von der noch die Keller, das Erdgeschoss des Südflügels und der Westflügel erhalten sind. Die Festung befand sich im Zentrum der Siedlung Libeň, die erstmals im Jahr 1363 als Besitz der Patrizierfamilie Rotlev aus der Prager Altstadt erwähnt wird. Eine der späteren Besitzerinnen der Festung war Eliška Hoffmannová, die mit Bedřich von Černhaus verheiratet war. Sie kaufte die Festung im Jahr 1595 und ließ sie zu einem komfortablen Renaissanceschloss umbauen, das mit Schriftrollen-Sgraffiti verziert war, die heute unter dem Putz verborgen sind. Dieses Schloss ist bekannt für den sogenannten Frieden von Libeň, der hier im Jahr 1608 geschlossen wurde. Aufgrund dieses Friedensabkommens wurde der Marsch von Matthias’ Truppen gegen seinen Bruder Rudolf II. nach Prag gestoppt. Matthias, der von den mährischen und österreichischen Ständen unterstützt wurde, wollte den Thron seines Bruders übernehmen. Der Marsch wurde abgebrochen, nachdem Rudolf ihm Ungarn überlassen hatte und seine Nachfolge in Böhmen sichergestellt wurde.

Im Jahr 1662 kaufte die Prager Altstadt das Schloss, das nach einer frühbarocken Umgestaltung bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts als Residenz und Sommerhaus der Prager Bürgermeister sowie als Unterkunft für wichtige Gäste diente. Ein Erinnerungsstück aus dieser Zeit ist das Wappen der Prager Altstadt über dem Eingang des Hauptportals. Hier wohnten beispielsweise der polnische König Johann II. Kasimir, mehrmals Maria Theresia, Kaiser Leopold II. und sein Nachfolger Franz I.

In den Jahren 1769–1770 erhielt das Schloss seine heutige Gestalt durch eine umfangreiche Rokokoumbauung unter der Leitung des Baumeisters Jan Josef Prachner. Dabei entstand der Hauptflügel im Osten mit einer prächtigen Fassade, einem Türmchen und einer Uhr. Im Nordtrakt wurde ein zweiläufiges Treppenhaus gebaut und dort auch die Rokokokapelle eingerichtet, deren Fassade teilweise aus dem Gebäude hervortritt. Die Kapelle hat einen rechteckigen Grundriss, endet in einem halbkreisförmigen Presbyterium und besitzt ein Türmchen mit Laterne und einer kleinen Glocke auf dem Dach. Sie ist mit wertvollen Wand- und Deckenmalereien von Ignác Raab geschmückt, die 1885 vom Prager Maler František Ludvík Duchoslav restauriert wurden. Die Kapelle ist der Unbefleckten Empfängnis der Jungfrau Maria geweiht.

Im Rahmen dieses Umbaus wurde auch der große Saal festlich dekoriert, mit pseudoklassizistischen Malereien, die galante Szenen, mythologische Figuren und typische Rokokoverzierungen zeigen. Bis 1848 befand sich hier eine Porträtgalerie der Altstädter Bürgermeister, die später in die Sitzungssäle des Altstädter Rathauses verlegt wurde.

Während der Pestepidemie diente das Schloss als Lazarett, ebenso nach der Schlacht bei Königgrätz im Jahr 1866. Bei der großen Überschwemmung im Jahr 1845 fanden hier viele der aus ihren Häusern vertriebenen Einwohner von Libeň Zuflucht.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Schloss nicht mehr als Residenz der Prager Bürgermeister genutzt und begann zu verfallen. In den Jahren 1882–1883 wurde es auf Vorschlag der Stadtältesten und insbesondere von Vojta Náprstek in ein Erziehungsheim für moralisch gefährdete Jugendliche umgebaut, das erste seiner Art in Böhmen. Das Heim, genannt Prager Erziehungsanstalt, bot Platz für 55 Schüler, eine Grundschule, eine Fortbildungsschule und vier Handwerkswerkstätten.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde das Schloss erneut baulich verändert, und die Malereien im großen Saal sowie in anderen Räumen wurden 1909 von Jakub Obrovský restauriert. Die Parkgestaltung übernahm der renommierte Prager Gartenarchitekt František Thomayer, und 1957 wurde der Schlosspark zu seinen Ehren in Thomayerovy sady umbenannt. Am Fuße des Parks wurde 1935 ein Denkmal für JUDr. Jan Podlipný, einen tschechischen Patrioten, Bürgermeister von Prag und ersten Vorsitzenden der tschechischen Turnbewegung Sokol, feierlich enthüllt. Die überlebensgroße Statue stammt vom Bildhauer Jaroslav Brůha.

Im Jahr 1946 wurde der große Saal für Hochzeitszeremonien umgebaut. Später beherbergte das Schloss den Bezirksnationalausschuss Prag 8. Erst 1996–1997 wurde das gesamte Gebäude umfassend renoviert. Der Innenraum des Hochzeitssaals und angrenzender Bereiche wurde nach Entwürfen des Architekten Pavel Kolíbal umgestaltet. Dabei entdeckte man im Vorraum unter dem Putz Wandmalereien aus dem frühen 18. Jahrhundert, die von den Restauratorinnen Renata Drahotová und Dominika Machačová wiederhergestellt wurden.

Heute bietet das Schloss Libeň die Möglichkeit, sowohl zivile als auch kirchliche Trauungen unter einem Dach abzuhalten – zivile im großen Saal und kirchliche in der restaurierten Schlosskapelle, die auch als Konzertsaal genutzt wird.

 

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