Karlín ohne Barrieren

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Die charakteristische Atmosphäre der einstigen Prager Vorstadt.

Source: Prague City Tourism

Auch wenn Karlín generell ebenen Charakter hat und die Gehwege überwiegend mit sanftem Mosaik gepflastert sind, ist das Terrain auf der Strecke stellenweise unerwartet komplizierter, als es vielleicht auf den ersten Blick scheint. Die größten Hindernisse bilden die steilen abgeschrägten Bordsteinkanten mit grober Pflasterung und die Unebenheiten des Belags der Wege im östlichen Teil des Viertels, vor allem um den Lyčkovo náměstí/Platz. Sie können auch auf Quergefälle des Gehwegs stoßen, zum Beispiel in der Pernerova Straße oder an der Abzweigung zur Karlíner Kaserne. Begleitung kann auf diesem Spaziergang definitiv gelegen kommen.

Länge der Strecke

3,5 km

Schwierigkeitsgrad

mittel

|→ Karlínské náměstí/Platz → Kirche des Hl. Cyrill und Method (Kostel sv. Cyrila a Metoděje) → Křižíkova

Karlín ist ein interessantes und buntes Viertel mit freundlicher Atmosphäre, lebendigen Straßen, unzähligen Gartencafés sowie Grünflächen, die die Lage am Fuß des bewaldeten Hügels Vítkov noch verstärken. In der letzten Dekade durchläuft diese ehemalige Prager Vorstadt eine dynamische Verwandlung. Die zahlreichen Umwandlungen von Brownfields und Industriearealen sind mit der deutlichen Bemühung, die hochwertigen Elemente der ursprünglichen Architektur zu erhalten, ein weiteres gutes Beispiel der gefühlvollen Regeneration der Stadt. Seine Reserven hat allerdings bisher die Zugänglichkeit des öffentlichen Verkehrs. Die beiden Karlíner Metrostationen müssen auf einen barrierefreien Zugang noch ein paar Jahre warten und auch die hiesigen Straßenbahnstationen sind nicht ideal gelöst.

Den Spaziergang durch Karlín beginnen wir an der Straßenbahnhaltestelle Karlínské náměstí, die in beide Richtungen teilweise zugängliche Einstiegsstellen hat. Über den angrenzenden adaptierten Fußgängerübergang mit abgesenkten Bordsteinkanten gelangen wir auf eine weitläufige Fläche mit Parkgestaltung, hochgewachsenem Grün und Marmorbrunnen. Teil des Platzes ist auch ein Kinderspielplatz und eine öffentliche Toilette mit barrierefreier Kabine. Die befestigten Straßenbeläge bestehen großteils aus Mosaikpflaster.

Am südwestlichen Zipfel des Parks queren wir an einen weiteren adaptierten Fußgängerübergang über die Křižíkova Straße zur Dominante des ganzen Viertels, der Kirche des Hl. Cyrill und Method (Kostel svatého Cyrila a Metoděje). Der Bau der römisch-katholischen Basilika, durchgeführt in den Jahren 1854 bis 1863 im neoromanischen Stil, sponserten unter anderem Kaiser Ferdinand V. selbst und die Witwe seines Vorgängers, die Kaiserin Karoline Auguste von Bayern, von der die ganze neu gegründete Prager Vorstadt ihren Namen erhielt. Schon das Portal selbst und die Kirchentüren ergänzt von Szenen des Malers Josef Mánes verraten, dass die Kirche einen Besuch wert ist. Das lichtdurchflutete Interieur ist nämlich mit den Arbeiten weiterer führender Künstler seiner Zeit geschmückt. Die Treppe vor dem Eingang überwinden wir mithilfe einer Rostrampe auf der rechten Seite.

Von der Kirche des Hl. Cyrill und Method begeben wir uns in östlicher Richtung auf der Křižíkova Straße. Bis zur Kreuzung mit der Thámova Straße können wir den rechten oder den linken Gehweg wählen. Beide sind gut mit ebener Mosaikpflasterung. Auf beiden Seiten der Straße finden wir auch einige Kaffeehäuser mit barrierefreiem Zugang, viele Lokale haben aber beim Eingang zumindest eine Stufe. Von Frühling bis Herbst befindet sich hier allerdings eine Vielzahl an Gastgärten direkt am Gehweg.

Auf ein interessantes Gebäude stoßen wir auf der rechten Seite. Urheber des Entwurfs der Renovierung des funktionalistischen roten Ziegelbaus des Palác Karlín und des Umbaus der ehemaligen Industriehalle Corso Karlín ist der katalanische Architekt Ricardo Bofill. Beide Gebäude dienen heute als Büro- und Geschäftszentren, aber sind es wert, zumindest einen Blick hineinzuwerfen. Gerade diese Bauten mit einigen ähnlichen Realisierungen im ganzen Viertel zeigen, welche Möglichkeiten Karlín der zeitgenössischen Architektur gibt.

Ab der Kreuzung Thámova kann man auf der Křižíkova Straße auf der rechten oder linken Seite bleiben, bis zur Březinova. Die mit hochgewachsenen Bäumen gesäumten Gehwege sind in diesem Abschnitt breit und gerade mit Mosaikpflaster, nur stellenweise können wir auf Quergefälle stoßen.

→ Kaizl Park (Kaizlovy sady) → Invalidovna → Lyčkovo náměstí/Platz

Von der Křižíkova biegen wir zuerst nach links in die Březinova Straße ein, dann nach rechts in die Straße Petra Slezáka. Auf den Gehwegen auf der rechten Seite an den renovierten Zinshäusern aus der ersten Dekade des 20. Jahrhunderts vorbei nähern wir uns der Kreuzung mit der Straße Urxova, wo die Bordsteinkante zwar abgesenkt ist, aber relativ steil mit schlechter Qualität des Belags. Wir setzen unseren Weg auf dem linken Gehweg der Urxova in die Sokolovská fort, die uns zu einem weiteren Karlíner Park, dem Kaizl Park führt.

Der Park mit Teich und hochgewachsenem Grün ist schön für sich allein, aber wirklich außergewöhnlich macht ihn der Barockbau Invalidovna, der nach dem Entwurf von Kilián Ignác Dientzenhofer entstand. Das weitläufige Areal, dessen beabsichtigte Fläche etwa achtmal größer sein sollte, als sie es heute ist, wurde nach langen Jahren des Verfalls nun renoviert. Seit 2018 steht Invalidovna unter der Verwaltung des Nationalen Instituts für Kulturerbe, das bereits dabei ist, das Denkmal in seiner ursprünglichen Schönheit zu restaurieren und teilweise auch für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. In den Jahren 1731–1737 diente es der Unterbringung von Kriegsinvaliden. Das Projekt rechnete ursprünglich mit der Unterbringung von 4 000 Invaliden mit ihren Familien, aber es wurde nur teilweise umgesetzt. Gleichzeitig mit der Invalidovna entstand auch der Armeefriedhof.

Vom Park gehen wir auf die Křižíkova Straße und mittels des Lyčkovo náměstí/Platz, den das schöne Jugendstilgebäude einer Grundschule dominiert, zielen wir in die Straße Sovova. Es erwartet uns ein anspruchsvollerer Abschnitt mit Unebenheiten des Terrains. Gleich am Anfang stoßen wir auf eine Stelle zum Überqueren mit grober Pflasterung und größeren Fugen. Weiter geht es auf dem rechten Gehweg der Sovova Straße, aber auch dieser hat keinen idealen Belag. Der Asphalt ist an vielen Stellen unterbrochen und bei Regenwetter bilden sich in den Mulden tiefe Pfützen. Wir kommen zu einem kleinen Platz, wo wir rechts abbiegen, den Übergang zur Straße Březinova überqueren und links abbiegen. Der Übergang hat steilere niedrigere Borsteine und auf der Fahrbahn ist grobes Pflaster.

Der nächste nahegelegene Fußgängerübergang über die Pernerova Straße zu dem vor kurzem fertiggestellten Komplex Butterfly ist merklich besser. Das in seiner Form sowie technisch interessante Butterfly ist in vier Ellipsen verbunden in zwei Flügel mit einem zentralen Atrium angelegt. Den organischen Klang des Areals unterstreicht die überwachsene Fassade mit der grünen Kulisse des Vítkov-Hügels. Gut ist nicht nur die Architektur, sondern auch das Bier aus der hiesigen kleinen (und barrierefreien) Brauerei, die sich im südlichen Teil befindet.

→ Pernerova → Vítkova → Pobřežní → Karlínské náměstí/Platz →|

Der nächste Abschnitt der Strecke, der durch die ruhige Straße Pernerova führt, stellt uns weitere gefühlvoll renovierte Industrieobjekte vor, Machine House und Karlin Hall. Unterwegs können wir stellenweise auf Quergefälle der Gehwege mit Asphalt- oder Pflasterbelag stoßen.

Wir biegen in die Straße Vítkova ein, wo wir einen interessanten Spaziergang zum Negrelli-Viadukt machen können, das nicht nur die zweitälteste Brücke in Prag ist, sondern auch den Titel des längsten Eisenbahnviadukts in Prag trägt.

Auf der Vítkova Straße geht es weiter auf dem linken Gehweg an einer weiteren Sehenswürdigkeit im neoromanischen Stil vorbei, der Karlíner Synagoge. Diese ist allerdings nicht barrierefrei zugänglich.

Am nördlichen Ende der Straße schließt das Gebäude Main Point Karlin die Straße optisch ab, die wiederum ein Beispiel eines eigentümlichen modernen Baus mit Akzent auf ökologisch schonender Umsetzung ist. Auch wenn Main Point überwiegend ein funktionales Büroobjekt ist, ist es der Allgemeinheit nicht völlig verschlossen. Die Galerie Kooperativa mit Café im 1. Stock ist für Besucher gratis von Dienstag bis Sonntag geöffnet.

Über die Straßen Pobřežní und U Nádražní lávky kehren wir zurück zum Karlínské náměstí/Platz zur Straßenbahnhaltestelle.

Empfohlene Objekte auf der Strecke

 

Kirche des Hl. Cyrill und Method (Kostel sv. Cyrila a Metoděje)

Karlínské nám., Praha 8

→ Zugangstreppe (+7 Stufen) mit dreiarmiger Rampe (Gefälle 11 %, Breite 100 und 130 cm, Länge 290 und 180 cm)
→ Zutritt über den Haupteingang (zweiflügelige Türe Breite 2×110 cm)
→ ausreichend Manövrierraum im Inneren
→ Durchgänge mind. 80 cm breit

Main Point — Galerie Kooperativa


Pobřežní 665/21, Praha 8

→ Eingang durch den Seiteneingang (einflügelige Türe Breite 90 cm)
→ ausreichend Manövrierraum im Inneren
→ Durchgänge mind. 80 cm breit
→ Ausstellungsräumlichkeiten und Café im 3. Stockwerk
→ zwei Aufzüge (automatisch öffnende Türe Breite 90 cm; Käfig Breite 110 cm, Tiefe 140 cm)

Toiletten


Öffentliches WC Karlínské náměstí/Platz

→ befindet sich in einem eigenständigen Objekt
→ Zugang über eine Rampe (Gefälle 8–9 %, Breite 184 cm, Länge 215 cm)
→ Zutritt über den Haupteingang (einflügelige Türe Breite 90 cm)
→ ausreichend Manövrierraum im Inneren
→ zugängliche Toilette (Türe Breite 80 cm; Kabine Breite mind. 198 cm, Tiefe 198 cm) im Damen-WC sowie im Herren-WC
→ ausreichend Platz neben der WC-Schüssel (Breite mind. 133 cm)
→ WC-Schüssel mit einem ausklappbaren und einem festen Haltegriff ausgestattet

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