Hedy Lamarr trat 1934 bei den Zweiten Filmfestspielen von Venedig ins Rampenlicht des Weltkinos. Zu verdanken ist dies dem Experimentalfilm Ekstase des Prager Regisseurs Gustav Machatý, der mit seinen erotischen Szenen mit Hedy weltweit für Aufsehen sorgte. Der Film war so schockierend, dass seine Ausstrahlung von Papst Pius XX. verurteilt wurde und Adolf Hitler die Ausstrahlung sogar ganz verbot. Er erzürnte sogar Hedys krankhaft eifersüchtigen deutschen Ehemann, den Rüstungsindustriellen Fritz Mandl, der versuchte, alle Kopien aufzukaufen. Hedy flüchtete schließlich vor ihrem Ehemann über Frankreich in die USA und lernte auf dem Schiff L.B. Mayer kennen, womit die Legende einer der schönsten Schauspielerinnen der Leinwand geboren wurde. Obwohl sie ein Filmstar wurde, dessen schönes Gesicht Disney zu Schneewittchen inspirierte, war ihr Beitrag zur Wissenschaft grundlegender. Während ihres Aufenthalts in Prag hieß die junge in Wien geborene Schauspielerin Hedy Lamarr noch Hedy Kiesler, mit vollem Namen Hedwig Eva Maria Kiesler. Ihren Prager Fußabdruck finden Sie im Zentrum Prags auf dem Wenzelsplatz, wo die Produktionsfirma des Films Ekstase Slavia-film ihren Sitz hatte, im Hotel Alcron, wo der Filmstar nur unter der Bedingung, einen „Tee für Journalisten“ zu veranstalten, ein Zimmer bekam, und selbstverständlich in den großen Cafés, wo sie Filmproduzenten, Regisseure und Schauspielerkollegen traf. Selbst Le Corbusier war von dem Phänomen der Prager Cafés, die sich in den ersten Stockwerken aller Häuser am Wenzelsplatz befanden, fasziniert. Und er hatte allen Grund dazu: Wenn man abends an ihnen vorbeiging, hörte man überall die besten Jazz-Bigbands spielen und konnte Hunderte von Menschen tanzen sehen. Sogar die Premiere von Ekstase fand auf dem Wenzelsplatz statt: im Kino Lucerna, dem ältesten noch funktionierenden Kino in Prag. Es wurde 1909 in einem wunderschönen späten Jugendstil eröffnet und ist heute ein nationales Kulturdenkmal – die höchste Stufe des architektonischen Denkmalschutzes in der Tschechischen Republik. Das Lucerna-Palais wurde übrigens vom Großvater des bekannten tschechischen Präsidenten und Dramatikers Václav Havel erbaut, und sein Onkel Miloš Havel gründete die Barrandov-Filmstudios, in denen der Film Ekstase gedreht wurde. Kino Lucerna im Jahr 1920, Quelle: Archiv des Kinos Lucerna Der weitere Lebensweg von Hedy Lamarr in Hollywood ist äußerst interessant. Sie spielte an der Seite von Clark Gable und Judy Garland, allerdings blieben ihre Liebesskandale im Bewusstsein der Öffentlichkeit und ihre Filmkarriere wurde durch Medikamentensucht und Kleptomanie praktisch beendet. Ungeachtet ihrer Schauspiel- und Gesangskarriere hatte sie die Idee, wie sich die Torpedos, die Großbritanniens Schiffsversorgung vor den deutschen U-Booten schützten, fernsteuern ließen. Zusammen mit dem Musiker George Antheil patentierte sie ein Kommunikationssystem, das auf einem überspringenden, nicht abhörbaren Funksignal basierte. FHSS – Frequency Hopping Spread Spectrum – wurde später die Grundlage der Signalübertragung für Satellitenfernsehen, Mobiltelefone, GPS und WLAN. Dieses Patent stellte sie der Regierung kostenlos ohne jeglichen Gewinn zur Verfügung. Genugtuung kam ihr erst kurz vor ihrem Tod im Jahr 1997 zuteil, als die internationale Electronic Frontier Foundation ihr den Pioneer Award verlieh. Hedy starb am 19. Januar 2000 in Florida, und ihre Asche wurde auf ihren Wunsch hin im Wienerwald in Österreich verstreut, nicht weit von ihrem Geburtsort entfernt. Barrandov-Terrasse im Film Ekstase (1932) Trailer zum Film Ekstase (1932)