Eines der Wahrzeichen der Hauptstadt ist der futuristisch wirkende Fernsehturm in Žižkov. Zuzuschreiben ist das seinem ungewöhnlichen architektonischen Design, das Funktionalität und Eleganz vereint, und der Tatsache, dass er einer Rakete gleicht, die abschussbereit auf einer Startrampe steht. Mit einer Höhe von 216 Metern ist er das höchste Bauwerk in Prag. Das Projekt entstand unter Leitung des Architekten Václav Aulický im Jahr 1984. Der Turm wurde nicht nur als rein technisches Bauwerk, sondern auch als Aussichtsturm konzipiert. Von den Aussichtsplattformen in 93 Metern Höhe können die Besucher seit 1992 nicht nur Prag, sondern auch den Landschaftshorizont bis in eine Entfernung von einhundert Kilometern beobachten. Václav Aulický Fernsehturm Prag-Stadt in Žižkov, 1985—1992 Mahlerovy sady 1, Praha 3 – Žižkov Mit der Ausarbeitung des Projekts für den Fernsehturm Prag-Stadt wurde Václav Aulický beauftragt. Mit der Arbeit am Fernsehturm, der während des achten Fünfjahrplans (1986—1990) gebaut werden sollte, begann er indes schon Ende der 1970er Jahre, als eine Reihe potenzieller Bauplätze im Gespräch war. Nach Kompromissen zwischen den interessierten Parteien wurde die Zahl der potentiellen Standorte sukzessive auf den Prager Innenstadtbereich eingegrenzt, wobei der Mahler-Garten schließlich als der geeignetste Ort für den Bau des neuen Turms ausgewählt wurde. Der Fernsehturm, dessen Entwurf in den Jahren 1981—1985 entstand, war vom Architekten ursprünglich als Turm mit einem einzigen tragenden Schaft unterschiedlicher Profile, mit oder ohne Aussichtskabinen, konzipiert worden. Jede der zwei Dutzend möglichen Lösungen, die sich auch in der Gestaltung des Betriebsgebäudes unterschieden, hätte sich jedoch fatal auf die Silhouette der Stadt ausgewirkt. Aulický wollte dies natürlich vermeiden und überarbeitete daher die Figur des Turms. So entstand die charakteristische „dreifache“ Komposition (drei tragende Rohre und ebenso viele dreizackige Kabinen), die anfangs noch durch Stahlstreben verstärkt wurde. Erst danach begann der Architekt mit der Vervollkommnung der Formen, wobei alle Teile des Turms nach und nach veredelt wurden. Besonders wichtig war die Verlagerung des Schwerpunkts durch Verschiebung der Restaurant-Kabine auf etwa die halbe Höhe des Turms. Gegenüber den vorherigen Versionen änderte sich auch die Gesamtkomposition, die Aulický schließlich auf den Kontrast zwischen asymmetrischen (unterschiedlich hohe tragende Rohre mit unterschiedlichem Durchmesser) und symmetrischen Elementen (gleichförmige Kabinen und ein längslaufendes Betriebsgebäude) aufbaute. Überdies verloren sowohl die Kabinen als auch das Betriebsgebäude ihre komplizierten Formen, einschließlich der scharfen Kanten, die durch abgerundete stromförmige Linien ersetzt wurden. Doch geradediesem scheinbar kleinen Detail — das Ergebnis einer idealen Zusammenarbeit zwischen Architekt und Statiker — ist es zu verdanken, dass das endgültige Modell im Maßstab 1:100 die Windkanaltests bestanden hat. Obwohl der Bau des Fernsehturms in Žižkov, für den Jiří Kozák eine Stahlbeton- Verbundkonstruktion entwarf, am 24. Oktober 1985 mit der Grundsteinlegung im Mahler-Garten begann, wuchs der Turm erst ein Jahr später, nachdem die Erdarbeiten abgeschlossen waren. Die Konstruktion wurde 1990 mit einer silbernen Polyurethanbeschichtung fertiggestellt und im Mai 1991 erfolgte die amtliche Bauabnahme des Turms. Integraler Bestandteil des Fernsehturms Prag-Stadt war von Anfang an auch die Generalüberholung seines Vorgängers, des Aussichtsturms auf dem Petřín, die nach dem Projekt von Aulický aber erst 2000— 2002 durchgeführt wurde. Václav Aulický (geboren 1944) Er studierte Architektur an der Baufakultät (heute Fakultät für Architektur) der Tschechischen Technischen Universität in Prag (1967) bei Professor František Cubro. In den Jahren 1967—1971 war er am Militärischen Projektierungsinstitut Prag (Atelier von Jiří Eisenreich) tätig. Von 1971 bis 1973 arbeitete er bei der Prager Projektierungsgenossenschaft PAAT Prag und in Konstruktiva, von wo aus er 1974 zum Staatlichen Projektierungsinstitut für Kommunikation Spojprojekt Prag wechselte, wo er später Leiter der Architekturabteilung und Vorstandsmitglied wurde. Václav Aulický ist Mitglied der Tschechischen Architektenkammer und Träger zahlreicher Auszeichnungen. Dem Buch Architektur 58—89 entnommen Konzept der Publikation, Herausgeber, Autor der Diskussionen: Vladimir 518 Žižkovská televizní věž | Foto: Prague City Tourism